Bei der Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin geht es nicht darum, neuesten, angesagten Ernährungstrends zu folgen, sondern die Ernährung im Einklang mit der Natur zu gestalten. Man sagt, dass alles, was wir für unsere Heilung brauchen, rund um uns wächst. So können Bananen und Orangen noch so gesund sein, werden sie uns aus TCM-Sicht im kalten Winter dennoch zu keiner inneren Wärme verhelfen, sondern uns im Gegenteil, nur noch mehr auskühlen.
Eine Vielzahl innerer Prozesse folgt den Energien der Natur und wenn wir uns über die Ernährung dem Rhythmus der Jahreszeiten anpassen, ist es uns möglich, Krankheiten vorzubeugen und klimatische Faktoren auszugleichen. Wenn du dich darüber wunderst, dass ich von 5 und nicht von 4 Jahreszeiten spreche, dann musst du wissen, dass die TCM die Jahreszeiten anders einteilt, als wir es gewohnt sind. Zwischen jeder Jahreszeit (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) gibt es nämlich eine sogenannte "Dojo-Zeit", eine Übergangszeit, die wir nützen können und sollten, um uns bewusst von der vorangegangenen Jahreszeit zu verabschieden und die kommende willkommen zu heißen. Somit dauert jede Jahreszeit 72 bzw. 73 Tage und jede Dojo-Zeit 18 Tage.
Jahres- und Dojo-Zeiten über das Jahr:
Frühling – 13.2. bis 25.4. (HOLZ) Dojo – 27.4. bis 16.5. (ERDE) Sommer – 17.5. bis 27.7. (FEUER) Dojo – 28.7. bis 15.8. (ERDE) Herbst – 16.8. bis 27.10. (METALL) Dojo – 28.10. bis 15.11. (ERDE) Winter – 16.11. bis 26.1. (WASSER) Dojo – 27.1. bis 12.2. (ERDE)
Wie eine Ernährung im Rhythmus der Jahreszeiten nach TCM aussieht, erfährst du hier:
Frühling - die Zeit des kleinen YANG
Im Frühling ist die brodelnde Energie der Natur spür- und sichtbar. Es ist die Zeit des kleinen YANG, des Wachstums, des Lebens und der Bewegung. Die Tage werden immer länger und es zieht uns förmlich nach draußen. Unsere Lebensweise und Ernährung sollte besonders im Frühling so beschaffen sein, dass sie den freien Fluss des Qi fördert. Dazu ist es wichtig, thermisch heiße und deftige Nahrung zu vermeiden und stattdessen
mit frischen Kräutern und Sprossen zu würzen
viel Grün auf den Teller zu bringen (Spinat, Spargel, bittere Blattsalate wie Endivie, Chinakohl, Rucola, etc., Feldsalat, Stangensellerie, Erbsen, grüne Bohnen, Rosenkohl, etc.)
ab und zu LEICHT scharf zu würzen (z.B. mit Bärlauch, Frühlingszwiebel, Radieschen und Rettich)
wenige Zutaten pro Speise zu verwenden
bekömmlich zu essen
Blütentees zu trinken (z.B. Ringelblume, Rosenblüte, Lavendel, Kamille, Hopfen)
sich regelmäßig in der Natur zu bewegen (OHNE Druck)
Sommer - die Zeit des großen YANG
Im Sommer spüren wir die Hitze des großen YANG. Aufgrund der Hitze und des Schwitzens müssen wir im Sommer besonders auf unsere wertvollen Körpersäfte Acht geben. Diese können wir am besten über eine thermisch neutral/erfrischende und YINige Ernährung wieder aufbauen. Dazu ist es wichtig, thermisch heiße und trocknende Nahrung zu vermeiden und stattdessen
saisonale Früchte zu essen (v.a. Beeren)
Sommergemüse mit hohem Wasseranteil zu bevorzugen (Tomate, Paprika, Zucchini, Melanzani, etc.)
saftig zu kochen (Ratatouille, Suppe, Gemüseeintöpfe, Kompott und Kompottsaft trinken)
bei starker Hitze Pfefferminztee zu trinken (kühlt uns von innen)
statt Hafer lieber Couscous & Bulgur, statt Basmatireis lieber Langkornreis und statt Hirse lieber Polenta & Mais zu wählen
die erhitzende Wirkung von Gegrilltem mit Blattsalaten, viel Gemüse und MILDEN Saucen auszugleichen
Herbst - die Zeit des kleinen YIN
Im Herbst bewegt sich alles nach unten und innen. Die Blätter fallen zu Boden und die Natur zieht sich langsam zurück, um sich für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. So sollten auch wir uns wieder mehr zurückziehen, früher ins Bett gehen und öfter mal innehalten. Damit du dich vor einer Erkältung schützt, solltest du kalte Speisen (vor allem kühlende Milchprodukte) vermeiden, aber auch bittere, trocknende Nahrungsmittel reduzieren, da im Herbst die Trockenheit vorherrscht.
Iss stattdessen
wieder ein gekochtes, warmes Frühstück
leicht pikante, wärmende Lebensmittel, um äußere Kälte abzuwehren und deine Abwehrenergie anzuregen (z.B. Hafer, Hirse, Reis, Karotten, Lauch, Karfiol, Rettich, etc.)
möglichst saftig (z.B. in Form von Kompott, Obstmus, Eintöpfen, Ratatouille, Suppe, Geschnetzeltes und bevorzuge YINige Kochmethoden wie dünsten, dampfgaren, blanchieren und mit viel Flüssigkeit kochen
regelmäßig hochwertige Öle und kleine Samen (z.B. Mohn, Leinsamen, Hanfsamen, Sesam, Sonnenblumenkerne)
Lebensmittel, die deine Abwehrkraft stärken z.B. Äpfel, Birnen, Weintrauben, saisonale Beeren, Rosinen, Sanddorn, Hagebutte, Pastinaken, Rettich, Sauerkraut (unpasteurisiert)
Winter - die Zeit des großen YIN
Im Winter spüren wir die Kälte, weswegen es besonders wichtig ist, dass wir der Kälte mit wärmenden, pikanten und leicht süßen (Qi-aufbauenden) Speisen trotzen. Aber auch hier braucht es wieder die Balance, denn selbst im Winter ist ein Übermaß an erhitzender und scharfer Nahrung ungünstig. Das gleiche gilt für kühlende Nahrung, die bei äußerer Kälte sowieso kontraproduktiv ist.
Iss stattdessen
Fleischsorten, die das Qi, Yang und Blut tonisieren (z.B. Wildfleisch, Rind und Huhn)
Eintöpfe mit Hülsenfrüchten
mit Rotwein gekochte Speisen
gekochte Salate
Speisen mit wärmenden Gewürzen (Sternanis, Nelken, Lauch, Kümmel, etc.)
Wurzelgemüse, lagerndes Obst und Kompott
Walnüsse und Maronis
Dojo-Zeit - die Zeit der Mitte
Aus Sicht der TCM stellen die Dojo-Phasen die ideale Zeit dar, um sich und dem Körper ein paar Entlastungstage zu gönnen. Einfache Kost mit viel Gemüse oder eine Reiskur bzw. Getreidekur eignen sich am besten, um die körpereigene "Müllabfuhr" anzukurbeln. Getreide hat nämlich die Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzusaugen und auszuleiten. Auch durch das Trinken von warmem, abgekochtem Wasser (ca. 10 Min. köcheln) lassen sich ganz einfach Schlackenstoffe ausleiten.
TIPP: Welche Obst- und Gemüsesorten gerade Saison haben, findest du in zahlreichen Saisonkalendern im Internet. Ich persönlich mag gerne die von Utopia. Hier der Link dazu: https://utopia.de/ratgeber/saisonkalender-fuer-gemuese-obst/
Dies waren ein paar allgemeinen Tipps, wie du im Einklang mit der Natur essen und dabei äußere klimatische Bedingungen ausgleichen kannst. Bei individuellen Beschwerden müssen die Empfehlungen natürlich angepasst werden. Ab Sommer 2022 werde ich persönliche TCM-Ernährungsberatungen anbieten und freue mich, vielleicht auch DICH auf deinem Weg begleiten zu dürfen. ;)
EnerQigeladene Grüße, Christina
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